Massive Nachfrageeinbrüche in der Erstausrüstung und erhebliche Marktschwächen im Ersatzgeschäft haben bei der Continental AG, Hannover, zu Überkapazitäten in der Produktion von Pkw- und Nutzfahrzeugreifen geführt. Angesichts der anhaltend negativen Marktentwicklung zeichnet sich ab, dass die Minderauslastung der Reifenfabriken des Unternehmens in Europa allein 2009 rund 15 Millionen Pkw-Reifen und rund 1,7 Millionen Nutzfahrzeugreifen betragen wird. Der Konzern geht auch davon aus, dass der Markt nicht in dem Umfang anziehen wird, dass alle zurzeit vorhandenen Kapazitäten kurz- bis mittelfristig wieder optimal ausgelastet werden können. Der internationale Automobilzulieferer passt deshalb seine Produktion in den europäischen Reifenwerken deutlich an und stellte den betroffenen Beschäftigten entsprechende Projektpläne am Mittwoch vor.
„Wir haben bei Nutzfahrzeugreifen im letzten Quartal 2008 in Europa einen Markteinbruch in der Erstausrüstung um mehr als 20 Prozent zu verzeichnen, der sich in den ersten zwei Monaten in 2009 dramatisch beschleunigt hat. Der europäische Ersatzmarkt ist im vierten Quartal 2008 gleichzeitig um mehr als 15 Prozent abgesackt. Bei Pkw-Reifen ist das europäische Erstausrüstungsgeschäft im vierten Quartal 2008 um 20 Prozent zurückgegangen, in den ersten beiden Monaten dieses Jahres sogar um mehr als 30 Prozent. Im Ersatzmarkt gibt es ebenfalls einen erheblichen Nachfragerückgang“, sagte der für die Reifen-Divisionen verantwortliche Continental-Vorstand Dr. Hans-Joachim Nikolin. „Es ist uns seit Beginn der Marktschwächen im vergangenen Herbst gelungen, über hohe Flexibilität in der Produktion und den Abbau von Arbeitszeitkonten, verlängerte Werkferien, den Abbau von Leiharbeitnehmern sowie Kurzarbeit einschneidende Maßnahmen zu vermeiden. Angesichts der anhaltenden massiven Nachfrageschwäche reichen diese zeitlich begrenzt nutzbaren Mittel aber leider nicht mehr aus.“
Die Projektpläne sehen vor, dass am Standort Hannover/Deutschland mit einer bisherigen Kapazität von 1,4 Millionen Nutzfahrzeugreifen die Produktion zum 31.12.2009 eingestellt wird. Betroffen sind davon rund 780 Beschäftigte. Darüber hinaus wird die Produktion in Puchov/Slowakei um 20 Prozent zurückgefahren. Damit wird die Nfz-Reifen-Produktion europaweit um insgesamt 27 Prozent verringert.
In Clairoix/Frankreich wurde den zentralen sowie lokalen Betriebsräten ein Projekt zur Einstellung der Reifenproduktion vorgestellt, da die Produktionskosten für Pkw-Reifen an diesem Standort im Vergleich zu allen anderen europäischen Pkw-Reifen-Standorten am höchsten sind. Dadurch soll die jährliche Produktionsmenge um 8 Millionen Reifen reduziert werden, 1.120 Mitarbeiter wären davon in Clairoix betroffen. Die Produktion soll in zwei Schritten und nicht vor dem 31. März 2010 beendet werden.
„Wir haben verschiedene Optionen geprüft und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Reifen-Divisionen nur durch die Schließung der beiden Werke mit den höchsten Kosten zu halten ist. Und das sind für Pkw-Reifen Clairoix und für Nutzfahrzeugreifen Hannover“, sagte Dr. Nikolin. „Es ist uns nicht leicht gefallen, den Betroffenen diese Pläne vorzustellen. Es gibt leider keine Alternative. Wir werden mit den Arbeitnehmervertretern an den betroffenen Standorten die Gespräche über die sehr schwierige Lage fortsetzen und die nächsten Schritte besprechen. Selbstverständlich werden wir alles tun, um die betroffenen Beschäftigten umfassend zu unterstützen.“